Diese faq- und Tipps-Liste ist in vier Abschnitte gegliedert:
1. Programmbedienung
Für eine schnelle und sichere Übertragung von Eingabedaten gibt es die Schaltflächen Daten-Export und Daten-Import im Tabellenblatt GEO. Der Austausch erfolgt über eine externe Exceldatei, die nur die Werte (keine Formeln) aus den Eingabefeldern der Verzahnungen 1-4 enthält. Unter Beibehaltung des vorliegenden Formats kann diese Export-Datei auch frei editiert werden. Für die Übertragung der Eingabedaten von ganz alten GeoStirn-Versionen muss man die Windows-Zwischenablage nutzen. Dazu müssen die alte und die neue GeoStirn-Datei geöffnet sein. Da jetzt in beiden Dateien gleichnamige Makro-Unterprogramme existieren, führt das unvermeidbar zu Fehlermeldungen. Daher UNBEDINGT nach der Übertragung der Daten die Datei speichern, Excel komplett beenden und das Programm neu starten. Jetzt können Sie wie gewohnt damit weiter arbeiten und Ihre Verzahnung auslegen und optimieren.
• Zur Wiederherstellung einzelner Zellen: Im Arbeitsblatt „GEO“ sind alle Vorschlagsformeln in Spalte „W“
(wie Wiederherstellung) zusammengefasst. Bitte in Spalte W diese Formeln markieren, mit Strg-c in die Windows Zwischenablage übernehmen
und mit Strg-v in die betroffene Berechnungsspalte übertragen. Alternativ kann mit Strg-c und
Strg-v auch die noch intakte Formel einer Nachbarzelle kopiert werden.
• Zur Wiederherstellung einer gesamten Verzahnungsspalte: Eingabe 0 (null) als Zähnezahl z1.
• Zur Wiederherstellung des gesamten Arbeitsblattes (Auslieferungszustand): Umschaltung auf
Planetengetriebe und direkt danach wieder zurück in den Standard-Modus.
Tipp: In GeoStirn wurde die Tastenkombination Stg-v umdefiniert für das Einfügen von Formeln. Damit werden auch Zahlenwerte aus der Windows-Zwischenablage eingefügt, nur eben keine Zellenformatierungen.
Ja, dazu gibt es in Excel die „Zielwertsuche“, aufrufbar über das Menü Daten > Was-Wäre-Wenn-Analyse > Zielwertsuche. Zum Beispiel können Sie damit bei fest vorgegebenem Profilverschiebungsfaktor x2 (=Zielwert) nach der erforderlichen Eingabegröße x1 auflösen. Voraussetzung ist ein Zahlenwert als Eingangswert. In dieser Eingabezelle muss eventuell eine Vorschlagsformel durch einen festen Zahlenwert ersetzt werden. Die Zielzelle darf für diese Zielwertsuche schreibgeschützt sein. Einige modifizierte Zielwertsuchen sind in das Programm bereits fest eingebaut und können mit der Tastenkombination Strg-g aufgerufen werden: Profilverschiebungsaufteilung für gleichen Schlupf oder auch für eine Achsabstandsvergrößerung unter Beibehaltung der Original-Zahnformen.
Da hier das Urheberrecht des Erstellers gilt, ist das leider nicht möglich. Andererseits arbeitet das Programm aber auch nicht mit obskuren Tricks. Bei Interesse an den Zusammenhängen empfehle ich für den Anfang einen Blick in die berücksichtigten Normen, die aber den Umfang von etwa zwei dicken Aktenordnern haben. Die Gleichungen in GeoStirn sind alle unkommentiert, dagegen sind die allermeisten Gleichungen, nach denen die Programme arbeiten, in diesen Normen umfangreich und nachvollziehbar dokumentiert (siehe dazu die →Anmerkungen zu den Normen). Aber seien Sie gewarnt: In der Einleitung zu ISO 6336 steht: „It is not intended for use by the general engineering public“, d.h. diese Norm soll den erfahrenen Getriebekonstrukteur unterstützen, der weiß, welche Auswirkungen die verschiedenen Kenngrößen haben. Damit auch ein Nicht-Spezialist ein gut funktionierendes Getriebe auslegen kann, gibt es dieses Programm mit seinen zahlreichen Vorbelegungen.
2. Verzahnungsplot
Gilt ab Excel 2016: Aus Gründen, die nur Microsoft kennt, funktioniert das kontinuierliche Rotieren des Verzahnungsplots leider nicht mehr. Dieses Rotieren ist vielleicht schön anzusehen, war aber noch nie mehr als „nice to have“. Aussagekräftiger sind die Positionen ÄEP1/2 (Äußerer Einzeleingriffspunkt) sowie ein gezieltes plus/minus-Drehen zur Überprüfung auf Kollisionen, idealerweise in einem Zoom-Ausschnitt.
Die direkte Druckfunktion in Excel erzeugt leider Maßstabsverzerrungen, und es fehlen unter Umständen auch die Kopfzeilen des Plots. Daher bitte immer die Schaltfläche „Drucken“ (links von der Grafik) verwenden! Diese Maßstabsverzerrungen werden dann durch die Software kompensiert. Darunter können Sie die Skalierungsfaktoren für Ihren aktuellen Drucker eingeben (vermutlich nur bei exotischen Modellen erforderlich). Wie man diese Faktoren ermittelt, ist als Kommentar in Zelle A36 hinterlegt.
Standardmäßig wird das gesamte Tabellenblatt „Plot“ mit einer automatischen Zoomeinstellung dargestellt und die Fenstergröße optimal ausgenutzt.
• Wenn Sie anstelle dieser automatischen Skalierung lieber einen anderen Zoomfaktor wünschen,
kann das in Zelle A45 („ScreenZoom“) eingestellt werden. Mit der Eingabe eines festen Prozentwertes anstelle 0 (null) wird dieser eingestellte Wert verwendet.
• Der automatische Vergrößerungsfaktor innerhalb des Plotfensters wird so gewählt, dass unabhängig vom Modul das Fenster durch
jeweils 3 Zähne von Rad1 und Rad2 gut ausgefüllt ist. Einen beliebigen anderen Vergrößerungsfaktor können Sie jederzeit in Zelle B27 fest einstellen.
Der rechts oberhalb des Plotrahmens in Zelle N2 angezeigte Maßstab ergibt sich aus Vergrößerungsfaktor × ScreenZoom.
Damit dieser Wert richtig angezeigt wird, verwenden Sie zum Ändern des ScreenZooms bitte nicht den Schieberegler rechts unten in der Excel-Fußleiste,
sondern ändern Sie den ScreenZoom über den Wert in Zelle A45.
3. Verzahnungsgeometrie
Standardmäßig sind die Höhen am Werkzeug auf die Profilbezugslinie PBL bezogen, auf der Zahndicke und Zahnlücke gleich groß sind. Bei Fräsern der Feinwerktechnik und bei Protuberanzfräsern findet man auch eine Vermaßungsart, die sich auf eine sog. Messlinie bezieht. Diese Bemaßung unterstellt eine bestimmte Bearbeitungszugabe q0 für die Fertigbearbeitung. Bei der Herstellung mit x=0 wälzt dann statt der PBL diese Messlinie auf dem Teilkreis ab. Für die Eingabe in GeoStirn und AZP müssen lediglich die Werkzeughöhen entsprechend dem gezeigten Bild umgerechnet werden. Die tatsächliche Fertigung muss nicht zwingend mit dieser am Werkzeug vorgesehenen Bearbeitungszugabe erfolgen.
In einem Übergangsbereich ist die Anwendung beider Qualitätsnormen möglich:
DIN 3960…3967 für „normale“ Stirnräder oder DIN 58405 für Stirnräder der Feinwerktechnik.
Daher kann die Umstellung nicht automatisch erfolgen. Als Steuergröße dient die Toleranzreihe der Flankenspielpassung.
In den Zellen A76 und A81 finden Sie dazu einen erläuternden Kommentar. Die für Industriegetriebe üblichen Toleranzreihen sind 21…30,
für Getriebe der Feinwerktechnik sind Toleranzreihen von 5…10 definiert und bei Eingabe 0 (null) erfolgt die Berechnung nach der uralten DIN 3963.
Die speziellen Werkzeugprofile aus den Feinwerktechniknormen sind in GeoStirn nicht hinterlegt.
Wählen Sie als Werkzeugprofil am Anfang der Seite 2 (mit Strg-2) anstelle der Normwerkzeuge ein
allgemeines „Wälzwkz“ (oder kurz „W“) und geben am Anfang der Seite 3 (mit Strg-3) die genauen Werkzeugabmessungen direkt ein.
Hinweis: Bereits im Jahr 2016 wurden alle Teile der DIN 58405 ersatzlos zurückgezogen („kein Bedarf mehr“).
Zahnstangen können als Zahnräder mit sehr großen Zähnezahlen perfekt angenähert werden: Geben Sie z.B. beim Rad2 einfach eine gerade(!) Zähnezahl z2≧1000 ein. Das hat natürlich einige Randeffekte bei Toleranzen und vor allem beim Flankenspiel. Bitte überprüfen Sie beim Rad2 die vorbelegten Werte für die Verzahnungsabweichungen, Achsabstandstoleranz, Zahndickenabmaß und Zahndickentoleranz. Die Vorbelegung dieser vom Raddurchmesser abhängigen Werte wird bei Zahnstangen von Rad1 übernommen. Damit auch die Temperaturdehnungen und Verzahnungsabweichungen keine unsinnigen Werte für das Flankenspiel bewirken, am besten vom Betriebs- auf das Abnahmeflankenspiel umschalten (Zelle J117) und in der darunterliegenden Reihe den Schalter auf „null“ setzen (Spielberechnung erfolgt dann ohne Verzahnungsabweichungen). Die Position der Zahnstange und die Zweikugelmaße können als Radiusmaße relativ vom fiktiven Mittelpunkt von Rad2 ermittelt werden.
Zahnwellenverbindungen (neuerdings auch Passverzahnungen genannt) mit z2=−z1 sind kein Problem. Sie können solche Verbindungen als normale 20°-Verzahnungen auslegen, z.B. für die flexible Abstützung von Hohlrädern in Planetengetrieben. Wenn Sie zusätzlich noch einen Eingriffswinkel α=30° eingeben, geht GeoStirn von einer Passverzahnung nach DIN 5480 aus und berücksichtigt diese Norm auch bei den Prüfmaßen und Toleranzen. Da es für die Profilverschiebung x1 leider keine allgemeine Regel gibt, muss diese in Abhängigkeit von der gewählten Verzahnung aus DIN 5480-2 entnommen werden. Bitte beachten Sie, dass in DIN 5480 Profilverschiebungen in mm gegeben sind, GeoStirn benötigt als Eingabegröße den auf den Modul bezogenen Profilverschiebungsfaktor. Eine Tragfähigkeitsrechnung nach ISO 6336 ist damit natürlich nicht sinnvoll. Stattdessen wird das Drehmoment für eine zulässige Flächenpressung von 100 N/mm² und 75% Traganteil angegeben.
Sorry, dieses Feature bedeutet viel Arbeit und steht seit Jahren auf meiner persönlichen Wunschliste :-(
Auch wenn die Paarung Schneidrad-Werkrad nicht grafisch dargestellt werden kann, wird für die Kontur eines gestoßenen Zahnrads im Tabellenblatt „Plot“ der Abwälzprozess mit dem gegebenen Schneidrad programmintern exakt simuliert. Die Grafik zeigt also wie immer die von den Werkzeugen tatsächlich erzeugten Zahngeometrien einer Paarung Rad1-Rad2 (Schneidrad nur für Rad2, egal ob Innen- oder Außenverzahnung).
4. Festigkeitsrechnung
Eine Rechnung nach Norm ist noch keine Garantie dafür, dass man alles richtig gemacht hat. Eine an den Verwendungszweck angepasste Verzahnungsauslegung ist natürlich eine wesentliche Voraussetzung, und mit GeoStirn haben Sie das ideale Werkzeug genau für diesen Zweck. Für eine hohe Betriebssicherheit muss aber immer das konstruktive Gesamtkonzept beachtet werden. GeoStirn ist auf die Auslegung von Zahnrädern optimiert. Der Festigkeitsteil umfasst daher nur die Aspekte, die von der Zahnradgeometrie am meisten abhängen, nämlich die Sicherheit gegen Grübchen/Pitting und gegen Zahnfußbruch. Es gibt auch noch andere mögliche Schadenserscheinungen an Zahnrädern, z.B. Fressen (durch geeignete Schmierstoffe beherrschbar), Graufleckigkeit (Warnung in Zeile 299), Langsamlaufverschleiß (Warnung in Zeile 202), oder Flankenbruch. Für Langsamlaufverschleiß und Fressen erhalten Sie mit dem Programm →AZP eine anerkannte Möglichkeit zur Nachrechnung. Für Graufleckigkeit gibt es derzeit nur eine sehr begrenzte Anzahl an Schmierstoffen, für die Testdaten zur Verfügung stehen. Mit der Kombination GeoStirn + AZP sind Sie also gut gerüstet.
Dies ist immer mit Aufwand verbunden. Am einfachsten erhält man einen Anhaltswert durch Auswertung des Lasttragbilds bei einem Prototyp-Getriebe. Alternativ kann dieser Faktor auch rechnerisch ermittelt werden. Dazu sind (neben Erfahrung und spezieller Software) zuverlässige Eingabegrößen notwendig: z.B. Gehäusesteifigkeit, Lagersteifigkeit, Lagerspiel im Betriebszustand und genaue Lastannahmen. In DIN 3990 und ISO 6336 sind grobe Näherungsrechnungen für häufige Standardfälle angegeben. Diese Norm-Rechnungen können mit dem Programm AZP durchgeführt werden. In GeoStirn ist dieser Breitenfaktor stets ein (wichtiger!) Eingabewert, vorbelegt mit dem auffälligen Zahlenwert 1,444. Bei vollständiger Breiten- und Torsionskorrektur und entsprechend hoher Fertigungsqualität wird für einen Dauerfestigkeitsnachweis ein Wert von KHβ = 1,2 empfohlen.
Die Berechnung der Tragfähigkeit in GeoStirn ergibt die Sicherheitsfaktoren für Grübchen- und Zahnfuß-Dauerfestigkeit
ausschließlich nach ISO 6336 nach dem Stand von 2019. Außer einer Rückwärtskompatibilität gibt es kaum Gründe, davon abzuweichen.
Man kann das Rechenergebnis einer Tragfähigkeit nach DIN 3990 annähern, wenn die Absenkung der Dauerfestigkeitswerte
bis 1010 Lastspiele auf 85% vernachlässigt wird, siehe auch den →Vergleich DIN-ISO.
Dazu muss im Tabellenblatt „GEO“ in Zelle K215 der Lebensdauerfaktor auf 1 gesetzt werden.
Die Änderungen gegenüber der Normversion von 2006 halten sich in Grenzen.
Die wichtigste Änderung betrifft eine endlich zutreffende Zahnfußberechnung bei gestoßenen (Innen-)Verzahnungen.
Hierzu enthielt GeoStirn schon seit Jahren einen Hinweis und eine verbesserte Rechenmethode.
Diese von den früheren und eindeutig fehlerhaften ISO-Versionen abweichende Rechnung ist jetzt nicht mehr notwendig.
Alle Anpassungen an den aktuellen Standard von 2019 finden Sie zusammengefasst im →Changelog
zur GeoStirn-Version vom 30.03.2021.
Das Programm →AZP ermöglicht neben dem ISO-Tragfähigkeitsnachweis auch eine Rechnung streng
nach DIN 3990 oder nach der alten Niemann-Methode. Optional können in AZP auch anerkannte,
aktuelle Forschungsergebnisse berücksichtigt werden, die in den Normen nicht enthalten sind.
Die Planetengetriebe-Version von GeoStirn berücksichtigt nur die Besonderheiten der sogenannten „Umlaufgetriebe“ mit feststehendem Hohlrad. Grundsätzlich können alle Varianten von Planetengetrieben mit der Grundversion von GeoStirn gerechnet werden. Die Aufteilung in Kupplungsleistung und Wälzleistung je Zahneingriff sowie die Ermittlung der relativen Drehzahlen und der resultierenden Übersetzung müssen Sie dann jedoch selbst vornehmen.
Kunststoffzahnräder werden oft durch Spritzgießen hergestellt, die Verzahnungsqualität liegt dann etwa bei 8…10. Dafür weist Kunststoff gute Einlaufeigenschaften und geringe Steifigkeiten auf, so dass die Lastfaktoren Kv, KHα und KHβ gleich 1 gesetzt werden können. Nach Empfehlung der VDI-Richtlinie 2736 Blatt 2 erfolgt die Berechnung in Anlehnung an die vereinfachte Methode C der DIN 3990. Dies ist ein aus heutiger Sicht minderwertiges Rechenverfahren, das bei den vorliegenden Unsicherheiten auf der Festigkeitsseite durchaus als angemessen erachtet werden kann. GeoStirn rechnet bei den Y- und Z-Faktoren für Flanke und Zahnfuß nur nach der höherwertigen Methode B, was als aufwärts-kompatibel zu dieser VDI-Richtlinie anzusehen ist. Fazit: die Auslegung von Kunststoffgetrieben kann mit GeoStirn durchgeführt werden. Bewährte Festigkeitswerte für Flankenbelastung und Zahnfuß können der VDI-Richtlinie 2736 Blatt 2 entnommen und nach Abstimmung mit individuellen Erfahrungen in der Werkstofftabelle (Strg-4, S.4) ergänzt werden. Diese Werte sind abhängig von der angestrebten Lebensdauer, der ISO-Lebensdauerfaktor (Zelle K215) ist dafür auf 1 zu setzen. Gegebenenfalls müssen die Daten von Sonderwerkzeugen individuell definiert werden (Strg-3, S.3). Bitte beachten Sie, dass für Kunststoffzahnräder auch Grenzbedingungen auftreten, die in GeoStirn nicht berechnet werden, z.B. thermische Grenzen oder Verschleiß.